DSOL: Fulda scheitert im Liga-Finale

Am vergangenen Freitag, 11.09.2020, endete die deutsche Schach Online Liga mit dem großen Finaltag, bei dem gleichzeitig in allen acht Ligen das Finale gespielt wurde. Unsere Mannschaft mit Martin Weise, Martin Küpper, Marius Fritz, Milos Maksimovic, Matthias Berndt und Felix Faßler war aufgrund des DWZ – Schnittes in die dritte Liga gesetzt worden. Der Modus sah vor, dass zunächst in vier Gruppen vollrundig gespielt wurde, so dass jede Mannschaft mindestens 7 Spiele zu absolvieren hatte. Die beiden ersten jeder Gruppe qualifizierten sich dann für die dreistufigen Play – Offs. Nachdem es in der Gruppenphase zwar ein wenig holprig war, reichte es am Ende aber dank besserer Wertung sogar zum Gruppensieg. Danach mussten wir im Viertelfinale gegen TV Borken (Sieger Gruppe D) ran, wo uns mit 4-0 ein überzeugender Sieg gelang. Im Halbfinale gegen SF Dachau (Sieger Gruppe B) war es schon ein wenig enger, letztendlich konnten wir uns aber auch dort trotz der einer Einzel – Niederlage von Martin Küpper recht souverän durchsetzen. Marius und Matthias gewannen ohne große Probleme und Martin Weise war in seiner Partie auch nie in Gefahr. Im Gegenteil, das Remis war sehr schmeichelhaft für seinen Gegner.

Im Ligafinale wartet dann mit dem SC Bad Wimpfen eine harte Nuss. Diese hatten ihre Gruppe mit 7/7 dominiert und auch in den Play–Offs nichts anbrennen lassen. Wir hatten zum ersten Mal  Matthias Kierzek dabei, der zum Glück eingesprungen war, weil Matthias Berndt, Milos und Felix aus verschiedenen Gründen nicht dabei sein konnten. Doch am vierten Brett traf er ausgerechnet in seiner ersten Online–Partie auf IM Schulze, der alle acht vorhergehenden Partien gewonnen hatte.

Trotzdem kamen wir gut in den Kampf: In den beiden Weißparteien an eins und vier bekamen Martin und Matthias ihre Vorbereitung aufs Brett und auch in den Schwarzpartien waren die Eröffnungsprobleme schnell gelöst. Doch nachdem Martin Weise ein erfolgversprechendes Qualitätsopfer ausließ, übernahm sein Gegner nach und nach die Initiative. Bei Matthias wurde es plötzlich scharf, als sein Gegner im Ld2–Grünfeldinder eine neue Fortsetzung wählte. Zwar war die Idee objektiv zweifelhaft, doch kam er in den entstehenden Komplikationen besser zurecht und die größere Erfahrung im Online-Spielen setzte sich letztendlich durch. Gleichzeitig unterschätzte Marius die generischen Angriffschancen in einer Stellung mit entgegengesetzten Rochaden und kam nach und nach vom rechten Pfad ab. Als es endgültig an der Zeit war, mittels Damentausch die Notbremse zu ziehen, zögerte er einen Zug zu lange und der gegnerische Angriff schlug durch. Bei Martin Weise ergab sich zwar noch eine zweite Chance, mittels eines Qualitätsopfers ins Spiel zurückzukommen, doch leider kam es nicht dazu und anschließend war das Spiel eine Einbahnstraße, in der sein Gegner nicht mehr vom Weg abkam. So blieb es Martin Küpper überlassen, für den Ehrenpunkt zu sorgen, indem er nach ein paar Unsicherheiten in der Eröffnung seinen Gegner im Königsangriff zur Strecke brachte. Am Ende Stand somit ein 1-3 und wir müssen anerkennen, dass die insgesamt bessere Mannschaft gewonnen hat.

Zum Schluss noch ein paar Bemerkungen zu unseren Erfahrungen mit der ersten Saison der Deutschen Online Schach Liga. 

Cheating

Das häufigste Gegenargument zuerst: zwar gab es mindestens einen Fall, in dem ein Spieler wegen Cheatings gesperrt wurde, doch ist das bei 246 gemeldeten Mannschaften keine große Sache. Auch im Offline–Schach wird sich bei dieser Anzahl von Spielern mindestens einer daneben benehmen. Ich zumindest hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, bei meinen Partien oder einer Partie aus unseren Wettkämpfen hätte ein Spieler eine Engine oder auch nur ein Eröffnungsbuch benutzt.

Bedenkzeit

Nicht nur für mich war die Bedenkzeit von 45 + 15 sehr gewöhnungsbedürftig. Wenn überhaupt spielen wir im Internet normalerweise deutlich kürzere Kadenzen. Vielen fiel es schwer, sich mehr Zeit für die Züge zu nehmen. Umgekehrt ist es deutlich weniger als in einer Offline Partie. So passierte es mir mehr als einmal, dass ich „plötzlich“ keine Bedenkzeit mehr hatte.

Technik

Die Wettkämpfe wurden auf Chessbase gehostet und in den ersten Wochen hat es kräftig geruckelt. Andererseits muss man zugestehen, dass das Konzept der Mannschaftskämpfe auf dem Chessbase–Server neu war und das auf dieser Seite des Bildschirms auch nicht immer Menschen mit viel Erfahrung saßen. Nachdem sich Chessbase in der zweiten Woche eine Auszeit genommen hatte, waren die Probleme aber auch im Wesentlichen beseitig und ich hatte den Eindruck, dass auch die Spieler mit mehr Erfahrung immer besser zurechtkamen. In den letzten Runden gab es gefühlt überhaupt keine Probleme. Die Seite des DSB, übrigens programmiert von „unserem“ Matthias Berndt, entwickelte sich ebenfalls stetig weiter. Sie war von Anfang an übersichtlich und intuitiv zu benutzen.

Organisation

Dass der DSB die Online Schach Liga überhaupt auf die Beine gestellt hat, verdient schon ein großes Lob. Man hätte sich auch auf den Standpunkt stellen können, dass ja jeder für sich Online spielen kann, wenn er oder sie es möchte. Die Idee zu haben und umzusetzen, das Gemeinschaftsgefühl eines Mannschaftskampfes bzw. eines Vereinsabends online zu bringen, war mutig und alles andere als der einfache Weg. An jedem Abend der vergangenen Wochen standen die Verantwortlichen beim DSB für Fragen und Hilfe zur Verfügung. Es gab vorab und an jedem Spieltag (d.h. während der Gruppenphase jeden Werktag!) einen zoom Call zur Unterstützung. Das ist schon eine besondere Leistung von Frank Jäger und seinem Team. Dafür „Hut ab“!

Fazit     

Auch hier gilt: Es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Wie oben beschrieben hat der DSB ein Umfeld geschaffen, in dem es möglich war, das Erlebnis eines Mannschaftskampfs auch in Coronazeiten zu haben. Wir haben die Mannschaftskämpfe immer um einen Team–Call zur Nachbesprechung ergänzt. Dazu kamen diverse Trainingssessions, so dass es tatsächlich etwas von Vereinsabend hatte. Das alles hat mir viel Spaß gemacht, und sollte es eine Neuauflage geben, wäre ich gerne dabei. Auch wenn ich Wochentags manchmal keine Lust oder Kraft zu einer Schachpartie mehr habe. Ich glaube auch, dass es den anderen Spielern genauso gegangen ist. Ein kleiner Wermutstropfen war es für mich, dass wir nur eine Mannschaft zusammen bekommen haben. Man muss nicht wie der Hamburger SK 10 Mannschaften melden, aber als Osthessens stärkster Verein sollte doch wohl mehr als eine Mannschaft drin sein.