Mit einem Sieg und zwei Unentschieden startete Fulda in die zweite Saison der Deutschen Schach Online Liga. Highlight war dabei der Sieg der zweiten Mannschaft, die sich am Freitagabend klar mit 3-0 gegen ihre Gegner aus Steglitz durchsetzte. Gleichzeitig erkämpfte Fulda III in einem spannenden Kampf ein leistungsgerechtes 2-2 gegen die dritte Mannschaft der SF Spraitbach. Bereits am Montag hatte die erste Mannschaft gegen den Staffelfavoriten Horst – Emscher ebenfalls ein verdientes Unentschieden erspielt. Das die Idee aufgeht, mit Mannschaftskämpfen das Vereinsleben auch in der Pandemie zu stärken, zeigen die lebhaften Diskussionen vor und nach den Partien in unserer Taverne Fulda auf Discord. Wer dort noch nicht war, kann sich über Erasto oder Felix den Zugang geben lassen. Alle Ergebnisse und Partien findet ihr auf den Seiten der DSOL.
SV Horst–Emscher I vs. SC Fulda I: 2-2
Bereits am allerersten Spielabend der neuen Saison musste unsere erste Mannschaft antreten. Aber zum Glück blieben die befürchteten technischen Probleme aus, so dass sich alle voll auf ihre Partie konzentrieren konnten.
An Brett 1 hatte Dr. Matthias Kierzek Weiß und mit Steven Baerwolf (DWZ 2300) gleich ein echtes Schwergewicht erwischt. Trotz eines Fingerfehlers in der Eröffnung erreichte er in der Eröffnung jedoch eine gute Stellung: wie Matthias in der Analyse zeigte, ist zwar 10. Td1 statt 10. e4 der Theoriezug, doch Schwarz reagierte nicht optimal und verknotete seine Figuren am Damenflügel, so dass Matthias im 20sten Zug schließlich klar besser stand. Leider wollte er die Ernte zu schnell einfahren und nahm die Qualität, was den Gegner wieder ins Spiel ließ und kurz darauf einen tödlichen Spieß des weißfeldrigen Läufers ermöglichte.
Martin Weise spielte mit Schwarz am zweiten Brett eine zähe Partie, in der sein Gegner wenig versuchte, aber auch wenig zuließ. So war die Zugwiederholung am Ende das folgerichtige Ergebnis.
Am dritten Brett hatte Marius Fritz ebenfalls die schwarzen Figuren und erreichte schnell eine aussichtsreiche Stellung, nachdem sein Gegner die Eröffnung passiv und ein wenig unentschlossen behandelt hatte. Doch bei seinem Versuch, im Zentrum weiteren Raum zu gewinnen ließ Marius zu viel Gegenspiel zu. In den entstehenden Komplikationen hatte Weiß dann einen Trick, der Marius dazu zwang, in ein Endspiel mit drei Bauern und Läufer gegen zwei Läufer abzuwickeln. Doch obwohl es Weiß schnell gelang, die beiden Freibauern am Damenflügel abzuholen, schaffte es Marius am Königsflügel eine Festung aufzubauen. Weiß probierte zwar noch lange diese zu knacken und zwang Marius bis zum 98. Zug aufmerksam zu bleiben, dann aber griff endlich die 50 – Züge – Regel und das verdiente Remis war gesichert.
Am vierten Brett gab Martin Kersting seinen Einstand bei der DSOL mit einem überzeugenden Sieg. In der Eröffnung eroberte er das Läuferpaar und nutzte dann seine Herrschaft über die schwarzen Felder, um immer mehr Druck aufzubauen. Praktisch ohne Gegenspiel musste sein Gegner zusehen, wie Martin seine Stellung immer weiter verbesserte. Schließlich konnte Schwarz nicht mehr standhalten und verlor einen Bauern am Damenflügel, wonach der weiße a – Bauer das Brett hinaufmarschierte. Am Ende gab Schwarz auf, bevor der Bauer einen Turm gekostet hätte. Eine starke positionelle Partie, die nachzuspielen sich lohnt.
SC Fulda II vs. SV Königsjäger SW II: 3,5–0,5
Am ersten Brett schien Kontantin Wolgin mit Schwarz seinen Gegner gleich im ersten Zug aus dem Konzept gebracht zu haben: zumindest deutet 2.c3, 3. Lg5, 4. Le3 nebst 8. Lf4 darauf hin, dass die holländische Verteidigung nicht zu den Lieblingsantworten seines Gegners gehört. So erreichte Konstantin schnell einen sehr gesunden Stonewall – Aufbau und als sein Gegner sich mit der Dame am Königsflügel auf Bauernraub begab, wurde diese kurzerhand gefangen. Danach gab es zwar noch ein paar technische Probleme zu lösen, aber der schwarze Sieg stand nie ernsthaft in Frage. Eine starke Leistung, die den Ton für den gesamten Kampf vorgab.
Am zweiten Brett spielte mit Soroush Wadiei ein weiteres Talent aus unserer Jugendabteilung. Nach etwas wackliger Eröffnungsbehandlung erreichte er eingangs des Mittelspiels eine gute Stellung, die er immer weiter ausbauen konnte. Schließlich dominierte er seinen Gegner fast auf dem ganzen Brett. Als seine Angriffsversuche nicht durchschlugen entschied er sich, die Schwerfiguren zu tauschen und damit Schwarz seinen letzten Trumpf zu nehmen, die Herrschaft über die c – Linie. Eine starke strategische Entscheidung, die ihm klaren Vorteil einbrachte den er dann sicher zum Sieg verdichtete.
Andreas Hartmann spielte ebenfalls eine solide positionelle Partie, die lange im Gleichgewicht schien. Aber auch im entstehenden Endspiel steckte viel Gift. So hatte erst Andreas im Turmendspiel gute Gewinnchancen, bis dann sein Gegner im Bauernendspiel die Gelegenheit zu einem gewinnverheißenden Durchbruch hatte, den er dann aber einen Zug zu lange hinauszögerte (42.- g3!). Alles in allem ein leistungsgerechtes Remis.
Am vierten Brett spielte mit Milos Maksimovic der Wirbelwind aus der ersten Saison diesmal mit etwas mehr Bedacht. In einer Tarraschverteidigung glich er sicher aus und stand am Ende der Eröffnungsphase vor der Alternative ruhig weiter zu spielen, oder einen Bauern zu opfern und dafür die weiße Königsstellung zu schwächen. Natürlich wählte er die zweite Möglichkeit. Um den Bauern zu halten, musste Weiß seine Figuren passiv aufstellen und Milos üvernahm die Initiative. Als Weiß für einen weiteren Bauern auch noch seinen Verteidigungsläufer abtauschte, brachen alle Dämme. Milos gewann die Dame und brachte die Partie mit einem hübschen geometrischen Motiv zu ende. Stark gespielt!
SC Fulda III vs. SF Spraitbach III: 2-2
An Brett 1 spielte mit Felix Faßler ein weiterer Veteran der ersten Saison. Mit Schwarz kam er gut aus der Eröffnung, wählte dann aber das falsche Konzept und wurde zurückgedrängt. Als es Weiß aber versäumte zu rochieren, konnte Felix mit seiner Dame am Königsflügel eindringen und dies mit Drohungen auf der Diagonale a6 – f1 kombinieren. Plötzlich hatte Weiß zwar einen Bauern mehr, aber alle seine Figuren standen passiv. Trotz knapper Bedenkzeit lies Felix sich das nicht mehr entgehen und sammelte erst die Dame ein, um schließlich matt zu setzen. Ein bisschen ein Auf und Ab, bei dem sich am Ende der Spieler mit dem klareren Konzept durchsetzte.
Am zweiten Brett spielte Johannes Kremer mit Weiß. Nachdem in der Eröffnung schnell ein Läufer abhanden kam, befürchteten die Zuschauer bereits das Schlimmste. Doch Johannes kämpfte sich gut zurück und konnte die Figur zurückerobern. Im 24. Zug gab es dann sogar die Gelegenheit, einen Turm und einen Läufer zu gewinnen, was entscheidenden Vorteil gebracht hätte. Doch leider zog er zu schnell und am Ende gab die schwächere Königsstellung von Weiß den Ausschlag. Ein guter Kampf, der etwas unglücklich verloren ging.
Finn Meyer erwischte am dritten Brett trotz der weißen Figuren einen rabenschwarzen Tag. Nach und nach gingen erst ein paar Bauern, dann ein Springer verloren. Der Gegner verwertete das Material schließlich sicher und lies nie echte Gegenchancen zu. Schade, aber sowas passiert.
Am vierten Brett sah sich Lionel Fernando Lopez Busic einem sehr soliden Aufbau von Weiß gegenüber. Zu Beginn des Mittelspiels gelang es ihm durch geschickten Abtausch die Initiative zu übernehmen. Als sein Gegner auch noch seinen Königsspringer ins Abseits stellte, war das für ihn endgültig das Signal zum Angriff und Lionel zeigte, dass sich auch ohne Damen Schwächen in der Königsstellung ausnutzen lassen. Durch die Kombination von Drohungen gegen den König und den Springer kam er mit einer Mehrfigur aus dem Mittelspiel. Ein Vorteil, den er dann im Endspiel sicher verwertete.
Martin Küpper